Zeitfahren 2018

Podest Damen

Podest Herren

Verletzter Seriensieger ist definitiv entthront

Der VC Reichenburg lud am Donnerstagabend zum jährlich ausgetragenen Zeitfahren durch die Linthebene. Bei den Männern heisst der Sieger erstmals seit 2010 nicht mehr Jan Freuler, bei den Frauen liess Agnes Kistler der weitaus jüngeren Konkurrenz keine Chance.

von Roger Züger

Seit 2010 hatte Jan Freuler das Zeitfahren «seines» VC Reichenburg ununterbrochen gewonnen. Ein neunter Titel in Serie blieb ihm aber verwehrt, das war bereits vor der Neuauflage am vergangenen Donnerstag bekannt. Denn der 26-Jährige bestritt vor Wochenfrist die Schweizer Strassenmeisterschaft in Schneisingen. Ins Ziel des 200 km langen Rennens kam der Märchler allerdings nicht. Freuler ist in der Abfahrt bei über 60 km/h wörtlich abgeschossen worden,stürzte schwer und fing sich eine Gehirnerschütterung sowie Prellungen und Schürfungen am ganzen Körper ein. «Der Kopf ist ganz schlimm, am Dienstag musste in notfallmässig ins Spital. Inzwischen geht es einigermassen, auch wenn ich nachts aufgrund der Schürfungen fast nicht weiss, wie ich liegen soll», sagt Freuler, der mit einem kurzen Besuch beim Zeitfahren vorbeischaute.

In seiner Abwesenheit war die Jagd um den Sieg im Zeitfahren mit zwei Runden à neun Kilometer durch die Linthebene neu lanciert. Zwar kamen die beiden Lokalmatadoren Giuseppe Atzeni (Siebnen/Atzeni Race) und Pius Stucki (Altendorf/VC Reichenburg) nicht an den im Vorjahr von Freuler aufgestellten Streckenrekord (23:16,30 Minuten) heran, dafür sorgten sie für ein spannendes Rennen um den Sieg. Stucki, als Nummer 8 gestartet, hatte in Runde zwei seine Erstrunden-Pace nicht halten können und war auf den zweiten neun Kilometern über 15 Sekunden langsamer (Endzeit 23:50,06). Der mit Nummer 15 gestartete Atzeni fuhr derweil beide Runden konstant und knapp unter zwölf Minuten – hatte in der Endabrechnung aber um 4,99 Sekunden das Nachsehen und belegte Rang zwei. Dritter wurde mit 42 Sekunden Rückstand der 50-jährige Australier Paul Carr, der letztes Jahr hinter Freuler und vor Atzeni Rang zwei belegt hatte.

Im 18 Fahrer umfassenden Männerfeld standen sechs Athleten des organisierenden Veloclubs am Start, allerdings schaffte nebst Sieger Stucki lediglich Roger Gallati als Neunter den Sprung in die Top Ten. Giuseppes Bruder Thomas Atzeni (Siebnen), der zuletzt bei den Bergrennen Näfels-Obersee und Netstal-Richisau triumphiert hatte, fuhr – im Gegensatz zu Stucki und seinem Bruder ohneTriathlonlenker – auf Rang sechs.

Kistler: «Ich werde älter, sie eher jünger»

Bei den Frauen gab Agnes Kistler (Jg. 1958!) den Ton an und siegte in 30:06,34 Minuten und mit über einer Minute Vorsprung souverän. Für das Mitglied des VC Reichenburg war es bereits der fünfte Sieg am seit 2009 durchgeführten Linthebene-Zeitfahren. Dahinter fuhr Susanne Zellweger (VC Reichenburg) auf Rang zwei und Kristin Atzeni (Atzeni Race) auf Rang drei.

VCR-Präsident und Organisator des Zeitfahrens, Andy Kistler,zeigte sich nach den Rennen zufrieden, auch wenn der Teilnehmerrekord aus dem vergangenen Jahr (37 Starter) mit22 Fahrern nicht erreicht wurde. «Ich schaute am Nachmittag immer wieder auf den Wetterradar, aber wir hatten Glück und blieben verschont. Es wären aber sicher noch mehr gekommen, wenn es ein Sommerabend gewesen wäre.» Aber auch so sei das erstmals offiziell vom Kanton bewilligte Rennen, bei dem neu Verkehrskadetten für die Sicherheit sorgten, ein Erfolg gewesen. Kistler selbst konnte heuer, nachdem er 2017 aufgrund einer Knieverletzung hatte passen müssen, wieder seine Runden drehen – jedoch ganz im Zeichen des olympischen Gedankens. «Wir wollen nicht nur Spitzenfahrer, sondern auch Hobbyfahrer– ich bein einer davon», sagt Kistler. Seine Zeit (33:02,74 Minuten) stand nach Rennschluss am Ende der Männerrangliste. Dass ihm seine Frau Agnes fast über drei Minuten abnahm und wörtlich um die Ohren fuhr, nimmt er aber mit Humor: «Früher hat mich das gefuxt, heute nicht mehr.So ist das im Leben: Ich werde älter, sie eher jünger – und ich bin stolz auf sie, dass sie noch so ‹zwäg› ist.» Der Rennabend fand seinen Abschluss mit dem Absenden im Ludihof in «gemütlicher Atmosphäre und mit äusserst grosszügiger Gastfreundschaft des Hofs», so der zufriedene Organisator Andy Kistler. (March-Anzeiger vom 9.07.18)